Tauffest 2025

von Stephan Everling (Text & Bilder)

„Nütz ja nix.“

Mit strahlendem Lächeln kommentierte Oliver Joswig die äußeren Umstände des Tauffestes, das am Sonntagvormittag am Olefufer in Hellenthal stattfand. Denn während in den vier Jahren vorher, in denen die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal dazu einlud, Taufen in der Olef durchzuführen, eher akute Sonnenbrandgefahr bestand, waren es nun eher die kühlen Temperaturen, die das Sakrament zur bleibenden Erinnerung werden ließen. Beileibe waren es nicht die acht Grad, mit denen der Bach mit beeindruckender Zuverlässigkeit aufwarten kann. Dagegen hatten Joswig und sein Kollege Christoph Ude sich ohnehin schon mit Thermoprensocken und wasserfesten Sandalen unter ihren Talaren gewappnet. Diesmal waren es vielmehr Regen und niedrige Lufttemperaturen, die eine Herausforderung darstellten. 

Doch wir wären nicht in der Eifel, wenn sich die Besucher des Gottesdienstes von derlei Nebensächlichkeiten wie niedrige Temperaturen oder ein Niederschlag, der nach hiesiger Definition allerhöchstens als hohe Luftfeuchtigkeit durchgeht, irritieren gelassen hätten. Warme Jacke und Regenschirme gehörten also an diesem Sonntagmorgen genauso zur Grundausstattung des Besuches der Hellenthaler Freiluftkirche wie Klappstuhl und Kissen. 

So stand einem feierlichen Vormittag kaum noch etwas im Wege. Allerhöchstens die Beschallung, die das allgemeine Wohlgefühl verminderte. Denn der Versuch, den Freiluftgottesdienst per Internet und Livestream in die Welt zu übertragen, scheiterte, als die Verbindung zu einem benachbarten WLAN nicht zustande kam. In der Folge versagte allerdings durch die Barriere aus Menschen und Regenschirmen immer wieder die Funkstrecke zwischen dem Mischpult und den Mikrophonen, so dass der Sound zwischen Aussetzern und Rückkopplungen hin- und herwechselte. 

Aber die Eifeler sind hart im Nehmen und nicht verwöhnt, und so taten derlei Widrigkeiten der Feststimmung keinen Abbruch. Der Gospelchor „Masithi Amen“ rückte eng unter dem Pavillon zusammen, der das E-Piano vor der Nässe schützte, wem es zu feucht wurde, der zog, wie Pfarrer Joswig, eine Kapuze über oder öffnete einen Regenschirm, und wenn wieder ein Mikrophon verrückt spielte, wurde einfach ein anderes genommen. Der guten Laune, die alle Beteiligten und Besucher an den Tag legten, tat das keinen Abbruch. Eher im Gegenteil: „Es war anrührend zu sehen, wie die Familien bei der Sache waren“, sagte Joswig. 

Das habe sicherlich damit zu tun, dass es für die Familien eine bewusste Entscheidung sei, ihr Kind im „Bach“ taufen zu lassen, erläuterte Joswig. Denn niemand habe vorher über die Verlegung des Freiluftgottesdienstes in die schützende Kirche gesprochen. „Das hat auch etwas mit Überwindung zu tun“, sagte er. Mit großer Ernsthaftigkeit hätten alle Täuflinge und Angehörigen der Zeremonie beigewohnt und die Segensworte empfangen – vielleicht sogar noch durch das widrige Wetter und die Soundprobleme erhöht.  

Joswig und Ude taten aber auch alles, um die Stimmung trotz der widrigen Umstände hochzuhalten. Mit viel körperlichem Einsatz und Spaß an der Performance erzählten und spielten sie gemeinsam mit der Presbyterin Marion Junker die Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah, die mit dem tröstenden Regenbogen endete. Der allerdings blieb wenigstens an diesem Vormittag für die Teilnehmer des Gottesdienstes von den dicken Wolken verhüllt. 

Zehn Taufkerzen standen an diesem Vormittag auf dem Altar, eine für jedes Kind, das im Laufe des Gottesdienstes in der Olef getauft werden sollte. Das bestimmte, wie bei den Hellethaler Oleftaufen üblich, auch die Kleiderordnung: Neben Hemd und Anzug oder festlichen Kleidern waren so auch immer wieder Gummistiefel zu sehen, mit denen der Olefkälte getrotzt werden sollte. Und als eine Familie es doch vorgezogen habe, die Taufe ihres Kleinkindes vom sicheren Ufer aus zu verfolgen, habe Joswig dem Täufling ein verschwörerisches „Das sind alles Weicheier“ zugeflüstert, verriet er.