Barfuß zur Taufe

Zehn Menschen empfangen „Open-Air“ das erste Sakrament in der Olef mit Blick auf Glockenturm – Auch iranische Familie darunter– Pfarrer kommen in wasserfesten Sandalen – Gemeindefest bietet buntes Programm – Großes Dankeschön an die Hellenthaler Feuerwehr

Die Olef wurde zum Taufbecken. Zehn Täuflinge bekamen „Open-Air“ ihr erstes Sakrament. (Foto: Kirsten Röder)

„Wir wollten gerne für unsere Tochter Ella etwas ganz Besonderes“, sagt Mutter Anna-Lena Schulze und lächelt ihren Mann glücklich an. Die beiden hatten ihr Baby hübsch gemacht und für den großen Tag ein Taufkleid angezogen. Ihre zehn Monate alte Tochter sollte in der Olef mit Blick auf den Glockenturm der evangelischen Kirche das erste Sakrament empfangen. Allein blieb Ella nicht.

„Zehn Menschen unterschiedlichen Alters werden heute getauft. Welche eine Freude“, sagte Pfarrer Christoph Ude und begrüßte mit Pfarrer Oliver Joswig die Täuflinge, deren Familien und weitere Besucher. Passend stimmten alle gleich ein in das erste Lied der Open-Air-Messe an: „Wir feiern heute ein Fest…“.

Pfarrer kommen in wasserfesten Sandalen

Die beiden Pfarrer waren für ihre Mission ungewöhnlich wie passend gekleidet, hatten sie doch ihren Talar deutlich kürzer gebunden und vor allem wasserfeste Sandalen über die Füße gestreift. Damit zogen sie mitten ins kühle, mehr als knöcheltiefe Nass, um den Täuflingen ihr erstes Sakrament zu spenden. 

Die evangelische Gemeinde liegt damit im Trend. Traditionelle Taufen draußen, unter freiem Himmel, in Flüssen, Bächen oder Gewässern werden immer beliebter. Von der Ostsee-Bucht über die Northeimer Seenplatte, im Rhein, vom Darmstädte Badesee Woog bis zum Chiemsee und an den Isar-Strand – überall wird im großen Stil in der Natur getauft. In Hamburg fand an Pfingstsamstag das vermutlich größte Tauffest in der Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland statt: am Elbstrand wurden bei der Mega-Veranstaltung rund 500 Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachsene getauft.

Treppenstufe, Decken und Klappstühle

In Hellenthal an der Olef wirkte es beschaulicher. Das Wasser im Bachlauf plätscherte gemütlich vor sich hin. Viele Besucher hatten es sich auf den Treppenstufen der Olef gemütlich gemacht, andere Decken und Klappstühle hervorgezogen, um die außergewöhnliche Zeremonie zu genießen. Locker und fröhlich ging es zu. Paten und Eltern schritten barfuß ins Wasser. Nach den heißen Sommertagen führte die Olef zwar wenig Wasser, dafür war das Fließgewässer ganz schön frisch.

Zur Taufe bereit standen Eltern mit ihren Babys, Kindern und Jugendlichen. Ebenso eine iranische Familie, mit Eltern und Kind, die in der Flüchtlingsunterkunft auf dem nahegelegenen Vogelsang lebt und nun dem christlichen Glauben folgen will. Einer nach dem anderen stieg ins Wasser.

Anna-Lena und Tobias Schulze, die Eltern von Ella, hatten vorher den gewählten Taufort schon mal besucht, um zu schauen, wie sie den Platz finden. Er wurde für perfekt befunden – trotz widriger Bedingungen beim Erstbesuch. „Wir waren im Januar hier, da war viel mehr Wasser und definitiv kältere Temperaturen“, lacht Vater Tobias.

„Wasser ist nicht ihr Ding“

Nun lugte sogar die Sonne immer wieder zwischen den Wolken hervor. Die Eltern waren gespannt, wie ihre zehn Monate alte Tochter die Zeremonie mitsamt Wasserschwall am Kopf wegstecken würde. „Wasser ist absolut nicht ihr Ding“, merkte der Vater vorher noch an. Eigentlich! Doch das Olefwasser schien zu gefallen: die Kleine blieb ruhig – und die Familie war am Ende glücklich.   

„Unsere Erde ist ein wundervoller Platz, voller Leben, bis heute und das verdanken wir Gott“, hatte Pfarrer Joswig zuvor noch gepredigt. Wichtig sei, dass der Mensch sich heute und morgen um Pflanzen, Tiere und andere Menschen kümmert und das Leben wertschätzt. Wie traurig sei das Bienensterben, wie wichtig deshalb eine Blütenpracht. Joswig: „Wie herrlich wäre es, wenn es wirklich überall bunte Oasen gibt, wo unzählige Insekten zu Hause sein können.“

Tütchen mit Blumensamen verteilt

Sogleich wurden Tütchen mit Blumensamen von fleißigen Helfern an alle verteilt. „Jeder kann etwas tun“, motivierte Joswig und forderte die Gemeinde auf, Bilder per Whatsapp oder Mail zu schicken von dem, was aus diesen Samen geworden ist. Dann könne man bald auf der Website der Evangelischen Kirche eine Palette von bunten Blumenbildern zeigen.

Im Anschluss an die Gottesdienst fügte sich nahtlos noch das Gemeindefest an. Dort wurde ein buntes Unterhaltungsprogramm und großes Kuchenbüffet für die Besucher geboten. Zahlreiche Stände darunter auch NABU, Nationalpark Eifel und Pfadfinder, luden zum Informieren und Ausprobieren ein. Man konnte Dosenwerfen, Holzschnitzen und Insektenhotels bauen. Auch die Jugendfeuerwehr präsentierte sich und bot Wasserspiele an.

500 Euro für Jugendfeuerwehr

Während des Tauffestes hatten die Seelsorger ein großes Dankeschön an die Hellenthaler Feuerwehr ausgesprochen. Diese habe bei dem Großeinsatz im Februar, bei dem das Pfarrheim brannte, ein Übergreifen auf die Kirche und damit Schlimmeres verhindern können, lobte Ude. Genau das mache die Region aus, dass viele freiwillige Helfer zur Stelle sind, wenn Not am Mann ist. Ude und Joswig überreichten als Dank und für die Nachwuchsförderung 500 Euro in Form eines symbolischen Schecks für die Jugendfeuerwehr an Löschgruppenführer der Gemeinde Hellenthal Daniel Pützer. 

Zum Abschluss des gelungenen Tages gab es ein Konzert von Pascal Metzger, dem Singer-Songwriter aus dem nahegelegenen Heimbach-Vlatten, der in diesem Jahr erfolgreich am „school jam Schülerband Festival“ teilgenommen hat. Mit seiner gefühlvollen Stimme begeisterte er die Zuschauer.

(Text: Kirsten Röder)

Nächstes Tauffest: Sonntag, 23. August 2020